Status Quo: Wachsende Anschlussquote, sinkendes Ausbautempo
Die Fakten sprechen für sich: Zum Stichtag 30. Juni 2024 liegt die Glasfaserausbauquote in Deutschland bei 43,2 %, ein Zuwachs von 7,6 % gegenüber dem Vorjahr (Breko Markanalyse 2024).Besonders auffällig ist Schleswig-Holstein mit einer Ausbauquote von 89,3 %, während Bremen und Brandenburg die höchsten Wachstumsraten verzeichnen(Breko Markanalyse 2024). Doch trotz dieser Fortschritte gibt es einen alarmierenden Trend: Die Ausbaugeschwindigkeit nimmt ab. Die Anschlussquote – also der Anteil der Haushalte, die tatsächlich an das Glasfasernetz angeschlossen sind – liegt bei 22,8 % und wächst im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Allerdings stagnieren die Ausbauarbeiten in vielen ländlichen Regionen(Breko Markanalyse 2024).
Ein entscheidender Faktor für den aktuellen Glasfaserausbau ist der hohe Anteil alternativer Netzbetreiber. Sie zeichnen für 61 % der sogenannten Homes Passed, 70 % der Homes Connected und 77 % der Homes Activated verantwortlich. Die Deutsche Telekom wird beim Ausbau zunehmend von Wettbewerbern überholt.

Prognosen: Glasfaserausbau bis 2025 machbar, 2030 fraglich
Die BREKO Marktanalyse zeigt, dass das Ausbauziel der Bundesregierung, bis Ende 2025 50 % der Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser zu versorgen, erreichbar ist. Das langfristige Ziel, bis 2030 eine flächendeckende Glasfaserversorgung sicherzustellen, scheint jedoch unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen unrealistisch. Besonders besorgniserregend ist die Diskrepanz zwischen Ausbauquote und Anschlussquote. Viele Haushalte buchen keinen Glasfaseranschluss, obwohl dieser verfügbar wäre – eine Herausforderung, die mit besseren Anreizen und Aufklärungsarbeit gelöst werden könnte (Breko Markanalyse 2024).
Politische Kurskorrektur für den Glasfaserausbau dringend nötig
BREKO fordert von der Bundesregierung und der Bundesnetzagentur eine klare Kurskorrektur."Ohne tiefgreifende Veränderungen in der politischen Strategie wird Deutschland seine Ziele verfehlen", erklärt BREKO-Präsident Norbert Westfal. Der Verband fordert unter anderem ein wettbewerbskonformes Konzept für die Abschaltung der Kupfernetze und ein Verbot des strategischen Doppelausbaus, bei dem die Deutsche Telekom als auch alternative Anbieter in denselben Regionen Glasfaser verlegen. Laut BREKO sind derzeit 78 Unternehmen von diesen Aktivitäten betroffen(Breko Markanalyse 2024).Dieser ineffiziente Wettbewerb erhöht die Kosten und verzögert den Glasfaserausbau.
Zukunft des Glasfaserausbaus: Nachhaltigkeit und Open Access
Die BREKO Marktanalyse 2024 legt auch einen Fokus auf die Themen Nachhaltigkeit und Open Access. Immer mehr Netzbetreiber öffnen ihre Infrastruktur für andere Anbieter, um die Auslastung ihrer Glasfasernetze zu maximieren und den Wettbewerb zu fördern. Rund 89 % der im BREKO organisierten Netzbetreiber bieten bereits Open Access an. Dies könnte eine Schlüsselrolle spielen, um den Glasfaserausbau effizienter und schneller zu gestalten(Breko Markanalyse 2024).
Auch das Thema Nachhaltigkeit wird wichtiger. Eine Mehrheit der Netzbetreiber plant, ihre Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit bis 2025 zu intensivieren. Besonders der Umstieg von Kupfer- auf Glasfasernetze wird als essenzieller Beitrag zur Reduktion des Energieverbrauchs und zur Schonung von Ressourcen gesehen(Breko Markanalyse 2024).
Flächendeckender Glasfaserausbau- Der Weg ist noch lang
Die BREKO Marktanalyse 2024 zeigt, dass Deutschland beim Glasfaserausbau wichtige Fortschritte gemacht hat. Doch ohne eine klare politische Neuausrichtung droht das Ziel der flächendeckenden Glasfaserversorgung bis 2030 zu scheitern. Die Herausforderungen sind vielfältig: von der Verlangsamung des Ausbaus über den ineffizienten Doppelausbau bis hin zu fehlenden Anreizen für den Anschluss von Haushalten. BREKO appelliert an die Bundesregierung, jetzt zu handeln – bevor der Anschluss an die digitale Zukunft verloren geht.