Die Schattenseite der Förderung: Warum Glasfaser-Subventionen oft mehr schaden als nützen

Die staatliche Förderung des Glasfaserausbaus soll eigentlich Versorgungslücken schließen – doch immer öfter verdrängt sie eigenwirtschaftliche Projekte und verzerrt den Markt. Anstatt gezielt dort zu helfen, wo der Ausbau sonst nicht möglich wäre, entstehen geförderte Netze in bereits geplanten Gebieten, oft ohne ausreichende Kundennachfrage. Das Ergebnis: teure Doppelstrukturen, leere Leitungen und sinkende Investitionsbereitschaft privater Anbieter. Nur eine klug gesteuerte Förderung, die echte Lücken schließt, kann langfristig zu einer stabilen und zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur beitragen.

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Glasfaser als Schlüsseltechnologie für die digitale Zukunft

Politisch herrscht eigentlich Einigkeit: Der Ausbau muss schnell vorangehen. Bund, Länder und Kommunen investieren daher Milliarden in Förderprogramme, um auch abgelegene Regionen anzubinden. Auf dem Papier klingt das nach einer Erfolgsgeschichte. In der Praxis jedoch zeigt sich: Die gut gemeinte Unterstützung kann den Markt aus dem Gleichgewicht bringen – und in manchen Fällen sogar mehr schaden als nützen.

Der Grund liegt oft in der fehlenden Trennschärfe zwischen echter Marktlücke und wirtschaftlich ausbaufähigen Gebieten. Statt gezielt dort zu fördern, wo eigenwirtschaftliche Projekte unmöglich sind, greifen viele Programme auch in Märkte ein, in denen private Anbieter bereits aktiv sind oder konkrete Ausbaupläne vorliegen. Das führt nicht nur zu teuren Doppelstrukturen, sondern auch zu Planungsunsicherheit und Investitionszurückhaltung.

Wo Förderung für den Glasfaserausbau wirklich Sinn macht

Förderung ist ein wichtiges Instrument, wenn der Markt versagt. Besonders dort, wo Ausbauprojekte aufgrund geringer Renditeaussichten nicht zustande kommen, kann sie entscheidend sein:

  • In dünn besiedelten Regionen mit hohen Tiefbaukosten
  • In strukturschwachen Gemeinden ohne Investitionsanreiz
  • In sozialen Brennpunkten, wo Endkundenpreise nur schwer tragfähig sind
  • In ländlichen Gebieten mit hoher Erschließungskomplexität

Hier hilft staatliche Unterstützung, die wirtschaftliche Hürde zu senken und den Zugang zu moderner Infrastruktur zu sichern.

Glasfaserausbau – Wenn gute Absicht ins Gegenteil kippt

Problematisch wird es, wenn Fördermittel in Märkte gelenkt werden, die auch ohne Subventionen versorgt würden. Häufig passiert Folgendes: Kommunen schreiben Ausbaugebiete aus, obwohl Carrier bereits eigenwirtschaftlich planen. Förderkriterien bevorzugen Anbieter ohne Erfahrung im großflächigen Rollout, während etablierte Marktteilnehmer ins Hintertreffen geraten. Nicht selten entstehen geförderte Netze, die nie die nötige Kundenzahl erreichen, um wirtschaftlich betrieben zu werden.

Die Folgen für Wettbewerb und Verbraucher

Solche Fehlsteuerungen haben gleich mehrere Nebenwirkungen: Private Investoren verlieren das Vertrauen, Projekte werden verschoben oder ganz gestrichen. Bürgerinnen und Bürger sehen sich mit doppelten Ausbauankündigungen konfrontiert und verstehen nicht, warum zwei Netze gleichzeitig entstehen – oft mit unterschiedlichen Zeitplänen und Tarifen. Am Ende bleiben leere Glasfasertrassen zurück, während wertvolles Kapital gebunden ist.

Der bessere Weg: Förderung als Ergänzung, nicht als Ersatz

Eine sinnvolle Lösung ist nicht weniger, sondern klügere Förderung. Das bedeutet: Fördergelder sollten als Co-Investment dienen, um gezielte Lücken zu schließen, statt den Markt zu verdrängen. Wichtig sind klare Abgrenzungen, damit eigenwirtschaftlich geplante Gebiete nicht ausgeschrieben werden. Vergabekriterien müssen stärker auf Erfahrung und Vermarktungskompetenz achten – denn ein Netz ohne aktive Kunden ist eine Investitionsruine.

Förderung ist ein Werkzeug – kein Allheilmittel.

Förderung ist ein Werkzeug – kein Allheilmittel. Sie kann Großes bewirken, wenn sie dort eingesetzt wird, wo der Markt tatsächlich nicht funktioniert. Wird sie jedoch falsch gesteuert, untergräbt sie das Fundament einer funktionierenden, zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur. Die Kunst liegt darin, Lücken zu schließen, ohne neue zu schaffen.

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